Es gibt Reisen, die plant man mit Checkliste – und es gibt Reisen, die beginnen mit einem Gefühl. Diese 6-tägige Rundreise von Marrakesch über Ouarzazate, das Draa-Tal und die Dünen von Chegaga bis hin zu den alten Städten des Südens gehört zur zweiten Kategorie. Hier geht es nicht nur um Orte auf einer Karte, sondern um Momente: das erste Glas Minztee mit einem breiten Lächeln, das leise Knistern eines Lagerfeuers in der Nacht, und ein Himmel, der so voller Sterne ist, dass man kurz vergisst zu blinzeln.
Ich nehme euch mit – humorvoll, ehrlich und mit viel Begeisterung – auf meinen Weg durch das authentische Marokko. Wenn ihr danach Lust bekommt, eure eigene Route zu planen: schreibt mir. Ich teile diese Freude gern, damit jeder einen Schluck aus dem großen Glas „Marokko“ kosten kann.
Tag 1 – Marrakesch → Ouarzazate → Agdz: Über den Atlas in die Zeit
Der Morgen in Marrakesch riecht nach frischem Brot, Gewürzen und ein bisschen Abenteuer. Wir starten im 4×4 in Richtung Hoher Atlas. Die Straße schraubt sich die Bergflanken hinauf; bei jeder Kurve ein „Wow“-Moment: terrassierte Felder, Lehmhäuser, ein Esel, der die Verkehrsregeln souverän ignoriert. Unser Fahrer zwinkert: „In Marokko hat derjenige Vorfahrt, der lächelt.“ Klingt fair.
Oben am Tizi-n-Tichka (2260 m) machen wir halt. Der Wind trägt die Kühle der Gipfel, die Aussicht trägt die Seele ein Stück weiter. Dann hinab durch die Ounila-Schlucht – Ocker, Rot, Oliv. Wir stoppen in Telouet und staunen über geschnitzte Decken und Zelliges, die von einer anderen Zeit erzählen. Später steht der Ksar Aït Ben Haddou im goldenen Licht: UNESCO-Weltkulturerbe und filmreife Kulisse – im wahrsten Sinne des Wortes.
Weiter nach Ouarzazate, wo Filmstudios, Kasbahs und Wüste ein Dreieck aus Fantasie bilden. Am Nachmittag rollen wir durchs Draa-Tal nach Agdz. Palmenoasen, Lehmkasbahs, alte Speicher – und dieses Gefühl, am Rand der Zeit angekommen zu sein. Abends im Riad: Tajine, Tee, Sternenschnuppen. Ich notiere: Tag eins, 1000 Eindrücke.
Tag 2 – Agdz → Zagora → Tamegroute → M’Hamid → Chegaga: Immer der Palme nach
Frühstück mit Blick auf Palmen – nicht schlecht. Wir folgen dem Draa, dem längsten Fluss Marokkos. Links Kasbah, rechts Palmen, dazwischen lächelnde Gesichter. In Zagora zeigt ein alter Wegweiser „Timbuktu 52 Tage“. Ich nicke wissend und beschließe, dass ich heute doch eher die Variante „2 Stunden bis zum Tee“ bevorzuge.
In Tamegroute besichtigen wir Werkstätten der berühmten grünen Keramik und – für Bücherwürmer ein Muss – die historische Koranschule mit Bibliothek. Dann weiter nach M’Hamid El Ghizlane, dem letzten Dorf vor der Sahara. Hier endet der Asphalt. Unser Guide grinst: „Ab jetzt sind die Wege aus Sand gemacht.“ Ab hier ist auch mein Herz eine Sanduhr: Jede Minute wird weicher und weiter.
Die Offroad-Piste führt uns durch Steinwüsten, über Sandfelder, vorbei an Akazien – plötzlich tauchen sie auf: die Dünen von Chegaga. Goldene Wellen, die sich in den Himmel schieben. Im Camp gibt es Tee, ein herzliches Willkommen und diese Stille, die lauter ist als jedes Stadtgeräusch.
Tag 3 – Chegaga intensiv: Kameltrekking, Oase & Sterne zählen
Heute gehört der Tag dem Sand. Ich übe das Aufsitzen auf den Dromedaren: erst nach hinten, dann nach vorne, dann… lachen. Mein Reitstil wird nie olympisch, aber das Kamel ist geduldig und die Aussicht spektakulär. Das Licht streicht weich über die Dünenkämme, der Wind zeichnet feine Muster – ein gigantisches Zen-Gartenbuch, das jede Stunde neu geschrieben wird.
Wir reiten zur kleinen Oase Umm Laalag. Ein paar Palmen, schimmerndes Wasser, Schatten, der wie Samt fällt. Der Tee schmeckt hier noch süßer, vielleicht wegen des Sandes, vielleicht wegen der Ruhe. Zurück im Camp wartet ein spätes Mittagessen – und dann dieses Nichtstun, das im Alltag so selten ist: sitzen, schauen, atmen.
Abends zischt die Tajine leise, Brot duftet, die Trommeln finden ihren Rhythmus. Die Guides singen, wir klatschen schief, lachen viel – und irgendwann liegen wir im Sand und zählen Sterne. Die Milchstraße spannt sich wie ein helles Tuch über uns. Ich denke: Wenn es irgendwo leicht ist, die Dinge wieder zu ordnen, dann hier.
Tag 4 – Chegaga → Iriki-Plateau → Foum Zguid → Tata: Vom Sandmeer ins Mondland
Sonnenaufgang. Die Dünen springen vom Dunkel ins Gold, und für ein paar Minuten spricht niemand. Dann bricht das Lachen durch, weil mein Turban eine eigene Meinung zum Thema Wind hat. Nach dem Frühstück heißt es: Piste über das ausgetrocknete Iriki-See-Becken. Flach, weit, fast überirdisch. Irgendwo hält unser Fahrer an, wischt mit dem Schuh über den Boden und findet eine versteinerte Muschel. Die Wüste ist älter als unsere Fragen.
In Foum Zguid blinzeln wir staubig und glücklich beim Mittagessen in die Sonne. Danach windet sich die Straße Richtung Tata durch Felslandschaften, die karg und schön zugleich sind. Wir passieren kleine Dörfer, Kinder winken, Ziegen meckern – das Orchester des Südens. Abends in Tata: eine Dusche, die mich neu erfindet, und Geschichten am Tisch, die langsam werden dürfen.
Tag 5 – Tata → Taliouine → Taroudant: Safran, Stadtmauern & süße Pausen
Heute duftet die Straße nach Safran. In Taliouine lernen wir, warum das „rote Gold“ so kostbar ist: geduldige Hände, zarte Fäden, viel Arbeit, noch mehr Liebe. Wir probieren Safran-Tee – mild, warm, überraschend rund. Weiter nach Taroudant, der „kleinen Schwester von Marrakesch“. Hohe Mauern, Souks voller Leder, Silber, Körbe – und Handwerker, die lächeln, als hätten sie alle Zeit der Welt.
Ich verliere mich mit Absicht in den Gassen, feilsche höflich (und mit mäßigem Talent), trinke frisch gepressten Orangensaft und notiere neue Lieblingswörter auf Arabisch und Tashelhit. Am Abend leuchten die Mauern im warmen Licht – und ich verstehe, warum so viele Reisende hier länger bleiben als geplant.
Tag 6 – Taroudant → Marrakesch: Zurück mit vollem Herzen
Am Morgen spazieren wir noch einmal über die Plätze von Taroudant, dann geht es zurück nach Marrakesch. Die Landschaft wechselt die Kulissen: Berge, Olivenhaine, Dörfer. Im Auto wird es still – nicht aus Müdigkeit, sondern aus diesem ruhigen Glück, das nach großen Tagen kommt.
In Marrakesch verabschieden wir uns wie Freunde. Ich denke an die Gesichter entlang des Weges: den Keramiker in Tamegroute mit den ruhigen Händen, den Teemeister im Draa-Tal, den Guide, der nachts die Sternbilder zeigte, als wären es alte Bekannte. Marokko ist für mich ab heute kein Ort mehr – es ist ein Echo, das bleibt.
Praktische Hinweise & kleine Insider-Tipps
- Beste Reisezeit: Herbst und Frühling (angenehme Temperaturen in der Wüste).
- Kleidung: Leicht & atmungsaktiv, aber auch ein warmer Pullover für die kühleren Nächte.
- Sonne & Sand: Sonnencreme, Sonnenbrille, Lippenpflege, Schal/Turban – euer bester Freund bei Wind.
- Respekt: Fotos in Dörfern immer mit einem freundlichen „Salam“ und einem Lächeln ankündigen.
- Humor: Beim Kamelaufstieg hilft ein Lachen – euch und dem Kamel.
Warum diese Route „authentisch“ ist
Weil sie euch durch Marokko führt, nicht nur darüber hinweg. Ihr erlebt die Gastfreundschaft der Menschen, die Ruhe des Draa-Tals, die Weite der Chegaga-Dünen, die Handwerkskunst von Tamegroute, den Duft von Safran in Taliouine und die warmen Mauern von Taroudant. Es sind die vielen kleinen Begegnungen, die zusammen das große Bild malen.
Meine persönliche Note
Ich bin dem Land ein bisschen verfallen – dieses Lachen, diese ruhige Stärke, diese Farben. Wenn ihr Fragen habt, eine ähnliche Route plant oder einfach wissen wollt, wie sich Wüste anfühlt: schreibt mir. Ich antworte mit Freude, denn Reisen wird schöner, wenn man Geschichten teilt.
FAQ – Kurz & hilfreich
Wie anstrengend ist die Tour?
Leicht bis moderat. Es gibt Fahrten im 4×4, kurze Spaziergänge auf Sand und – wenn ihr mögt – ein gemütliches Kamelreiten. Alles gut machbar mit normaler Fitness.
Ist eine Nacht in der Wüste kalt?
Im Winter kann es frisch werden (ein warmer Pullover reicht meist), im Sommer sind die Nächte angenehm. Das Camp stellt Decken bereit.
Welche Unterkünfte?
Charmante Riads/Hotels in den Städten, Nomadencamp in Chegaga mit Abendessen unterm Sternenzelt. Rustikal-romantisch statt steril-luxuriös.
Was ist der Unterschied Chegaga vs. Merzouga?
Chegaga ist wilder, abgelegener und weniger touristisch; Merzouga/Erg Chebbi hat höhere Dünen, aber mehr Besucher. Für „authentisch & ruhig“: Chegaga.