Ich hatte schon oft Bilder von der Sahara gesehen – endlose Dünen, goldene Farben, der Himmel wie gemalt. Aber nichts, wirklich nichts, kommt an das Gefühl heran, tatsächlich mitten in der Wüste zu stehen, barfuß im warmen Sand, mit dem Wind, der nur noch deine Gedanken bewegt. Erg Chebbi, nahe Merzouga, war für mich nicht nur ein Reiseziel – es war ein Moment, der sich tief in mein Herz eingebrannt hat.
Der Weg dorthin: Die Reise wird Teil des Erlebnisses
Der Weg zur Wüste ist bereits ein kleines Abenteuer. Von Marrakesch aus führt die Straße über das Atlasgebirge, vorbei an kleinen Dörfern, grünen Oasen und jahrhundertealten Kasbahs. Man sieht das Land sich verändern – von der urbanen Lebendigkeit der Stadt hin zu den Weiten des Südens. Ich habe mich für eine Route über Ait Ben Haddou, die Todra-Schlucht und Erfoud entschieden – jeder Stopp war eine Geschichte für sich.
Je näher ich Merzouga kam, desto mehr wurde mir bewusst: Ich war wirklich auf dem Weg in die Sahara.
Die erste Begegnung mit Erg Chebbi
Kurz vor Sonnenuntergang kam ich an. Die goldenen Dünen von Erg Chebbi erstrecken sich wie ein Ozean aus Sand – bis zu 150 Meter hoch, sanft geschwungen, lebendig. Ich war sprachlos. Der Sand unter meinen Füßen war warm, fast weich. Die Sonne malte Schattenspiele auf die Dünen, der Himmel färbte sich langsam orange und rosa.
Es war still. Kein Autolärm, keine Stimmen – nur der Wind, das Rascheln des Sandes und das gelegentliche Klappern der Kamele.
Die Nacht: Magie unter Millionen Sternen
Wir ritten im kleinen Tross auf Dromedaren ins Camp, das sich tief in den Dünen verbarg. Schon das Reiten war entschleunigend. Die Bewegungen des Kamels, das gleichmäßige Vor und Zurück – es fühlt sich an, als ob die Zeit langsamer vergeht.
Das Camp war einfach, aber gemütlich: Nomadenzelte mit Teppichen, ein Lagerfeuerplatz, und ganz viel Stille.
Nach einem traditionellen Tajine-Abendessen begann der schönste Teil: der Blick nach oben. Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Sterne gesehen. Die Milchstraße spannte sich wie ein helles Band über uns, Sternschnuppen zogen ihre Bahnen, und plötzlich war da dieses Gefühl von… Unendlichkeit. Ich lag im Sand, eingewickelt in eine Decke, und konnte einfach nicht aufhören zu schauen. Kein Foto, kein Video kann das jemals einfangen.
Gespräche am Feuer & die Seele der Wüste
Am Feuer erzählten die Berber aus dem Camp von ihrem Leben in der Wüste – ruhig, poetisch, mit einem Lächeln. Es ging nicht um Instagram-Spots oder Bucket-Lists, sondern um die Natur, um das Zuhören und Spüren. Diese einfachen Gespräche haben mich mehr berührt als viele große Reden.
Die Wüste hat ihre eigene Sprache. Und wer hinhört, hört vielleicht auch sich selbst besser.
Sonnenaufgang: Ein neuer Tag in gold
Der Sonnenaufgang am nächsten Morgen war ein Moment der Stille und des Staunens. Die ersten Strahlen kitzelten den Horizont, der Sand wurde wieder golden, und die Kälte der Nacht wich langsam der Wärme des Tages.
Barfuß stieg ich auf eine Düne, ließ den Blick schweifen – und wusste: Das war einer der kostbarsten Momente meines Lebens.
Tipps für dich
Wenn du irgendwann das Gefühl hast, du brauchst einen Moment der Ruhe, der Klarheit oder einfach nur eine echte Erfahrung jenseits von Alltagslärm – fahr in die Wüste.
Meine Tipps:
- Beste Reisezeit: Frühjahr (März–Mai) und Herbst (September–November). Im Sommer ist es sehr heiß.
- Was mitnehmen? Warme Kleidung für die Nacht, Sonnenbrille, Kopftuch gegen den Sand, Taschenlampe, Powerbank, viel Wasser.
- Unterkünfte: Es gibt einfache Nomadencamps und luxuriöse Wüstencamps – je nach Wunsch.
- Anreise: Ab Merzouga mit dem Dromedar oder 4×4 ins Camp. Viele starten ab Marrakesch mit Zwischenstopps.
Die Wüste verändert nichts – und gleichzeitig alles. Vielleicht, weil sie uns daran erinnert, wie klein wir sind. Und wie groß das Leben sein kann, wenn wir es wirklich spüren.